Rückkehr in den ärztlichen Beruf

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Ärzteblatt Rheinland-Pfalz
7/2019

Autorin: Ines Engelmohr

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Wiedereinstiegskurs erleichtert Rückkehr in den ärztlichen Beruf

Altersbedingt werden in den nächsten Jahren viele Ärztinnen und Ärzte aus der ärztlichen Versorgung ausscheiden. Es gibt deshalb einen großen Wiederbesetzungsbedarf, der aus dem Kreis frisch approbierter Ärztinnen und Ärzte und Absolventen der Facharztweiterbildung allein nicht gedeckt werden kann. Das eröffnet neue und vielfältige Chancen für diejenigen Ärztinnen und Ärzte, die aus unterschiedlichen Gründen derzeit nicht ärztlich tätig sind.

Mit dem Wiedereinstiegskurs, der kürzlich in Mainz zum zweiten Mal stattgefunden hat, soll die Rückkehr in die Versorgung erleichtert werden. Der Kurs wird von der Akademie für Ärztliche Fortbildung in Zusammenarbeit mit der Landesärztekammer durchgeführt und von der Landesregierung mit dem Zukunftsprogramm Gesundheit und Pflege 2020 finanziert.

Ministerin: Kurs ist wichtige Herzensangelegenheit

„Dass der diesjährige Kurs noch deutlich stärker angenommen wird als der erste Wiedereinstiegskurs, freut mich sehr. Denn ich bin überzeugt, die Wiedereinstiegskurse helfen den Ärztinnen und Ärzten in vielen Fällen, ihre Kompetenzen wieder in das Berufsleben einzubringen“, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler bei der Begrüßung der 40 teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte. Für die Ministerin ist der Wiedereinstiegskurs eine „wirkliche Herzensangelegenheit“ und für die Landesregierung ein „wichtiger Baustein“ im gemeinsamen Bemühen um die Stärkung der Versorgung.

Den ersten Wiedereinstiegskurs im April 2017 hatten 28 Ärztinnen und Ärzte absolviert. Bei der Evaluation gab ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, wieder eine ärztliche Tätigkeit aufgenommen zu haben.

Der Kurs soll potenziellen Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteigern helfen, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aufzufrischen; die inhaltlichen Schwerpunkte waren auch diesmal wieder Themen aus dem Bereich der Allgemeinmedizin. Außerdem konnten diejenigen Ärztinnen und Ärzte, die in die hausärztliche Versorgung umsteigen wollen, einen Eindruck in das Tätigkeitsfeld der Allgemeinmedizin gewinnen. Hierfür gab es auch praktische Übungen, mit denen sich die Ärztinnen und Ärzte mit dem aktuellen Stand der allgemeinärztlichen Versorgung vertraut machen konnten. Neu war zudem, dass der Kurs mit einem Hospitationsangebot in Praxen verknüpft wurde.

45 Praxen haben sich bereit erklärt, Hospitanten aufzunehmen. Auch dieses Angebot wurde gut angenommen.

Mit Freude in den Wiedereinstieg

„Wir möchten, dass sich diese Ärztinnen und Ärzte nach ihrer beruflichen Pause wieder sicher fühlen und ihre ärztliche Kompetenz wieder gerne in ihrem Berufsleben einsetzen. Davon profitieren letztendlich auch die Patientinnen und Patienten: Denn die Freude am Beruf wirkt sich positiv auf die Arzt-Patienten-Beziehung aus“, hob der Präsident der Landesärztekammer Dr. Günther Matheis hervor.

„Es ist schön zu sehen, dass der Kurs so gut angenommen wird und in diesem Jahr sogar noch mehr Ärztinnen und Ärzte dieses Fortbildungsangebot nutzen. Wir möchten mit unserem Angebot die Ärztinnen und Ärzte unterstützen, wieder gerne in der ärztlichen Versorgung tätig zu werden“, betonte Uni.-Prof. Dr. Wilfred A. Nix, Wissenschaftlicher Direktor der Akademie für Ärztliche Fortbildung.

Die meisten der diesjährigen Kursteilnehmer waren Ärztinnen; über eine abgeschlossene Weiterbildung verfügt rund die Hälfte von ihnen. Andere möchten nun nach der Familienpause unbedingt ihren Facharzt fertigmachen. Den Kurs sehen sie als Startschuss für ihre Entscheidung. Auch das Interesse am Quereinstieg Allgemeinmedizin schien hoch zu sein; jede Vierte gabt an, diesen Weg in die hausärztliche Versorgung gehen zu wollen.

Teilnehmer*innen schätzen Wissensvertiefung und Kontaktbörse

Der Kurs, so berichteten die Teilnehmer, biete nicht nur gute Möglichkeiten zur Wissensvertiefung, sondern mache auch Mut und gebe Sicherheit, den Schritt in den Wiedereinstieg zu gehen. Die meisten „vermissen den Patientenkontakt“ und möchten „wieder Medizin machen“.

Aus dem Krankenhausbetrieb in die Praxis

So geht es auch Dr. Bettina Effert. Die 54-jährige Allgemeinmedizinerin und zweifache Mutter aus der Region Neuwied möchte in die hausärztliche Versorgung. Die vergangenen 15 Jahre hat sie im Krankenhaus gearbeitet und dort das Medizincontrolling geleitet; einmal in der Woche war sie in der letzten Zeit zudem zusätzlich auf Station im Einsatz. „Und das hat sehr viel Spaß gemacht“, berichtet sie. Sie habe rasch gemerkt, dass sie in die Patientenversorgung zurück wolle. In eine Hausarztpraxis hat sie hierfür schon hineingeschnuppert, und die Chancen stehen gut, dass sie im Sommer dort komplett einsteigen kann. Den Wiedereinstiegskurs findet sie gut. Viele Kontakte habe sie knüpfen können. Da sie in den vergangenen Jahren nie ganz aus dem Arztberuf raus war, fühlt sie sich in den Inhalten sicher, doch hat auch sie im Kurs Themen beispielweise aus der Kinderheilkunde gefunden, die sie vertiefen konnte.

Mit neuem Lebensplan zurück aus der Familienpause

Dr. Anja Walter-Kroker aus der Region Mayen-Koblenz erinnert sich noch gut an ihren Start in den ärztlichen Alltag. Das sei damals ja noch in der Hochphase der Ärzteschwemme und mit Arzt-im-Praktikum-Phase gewesen: „Es war damals sehr schwer, überhaupt eine Arztstelle zu bekommen.“ Die 55-jährige wurde nach ihrem Praktischen Arzt mit der Übergangsregelung Allgemeinmedizinerin und interessierte sich früh für die Ernährungsmedizin. Rund 20 Jahre lang hat sie in der internistischen Praxis ihres Mannes Beratungen hierzu angeboten. Familienbedingt pausierte die dreifache Mutter immer wieder. Doch jetzt nach dem Tod ihres Mannes „ist es Zeit für einen neuen Lebensplan“. Sie möchte nun als angestellte Ärzte in eine Praxis zurückkehren. Im Wiedereinstiegskurs fühlt sie sich wohl; „Es tut gut zu sehen, dass andere in einer ähnlichen Situation vor einem Wiedereinstieg sind.“ Sie selber brauche auch „einen Schubser“, um zu starten, und der Kurs „nimmt mir diese Hemmschwelle“, fügt sie hinzu.

Freie Valenzen nach der Pension

Dr. Beate Moritz ist als Oberfeldarzt seit rund zwei Jahren in Pension, hat „freie Valenzen“ und möchte sich ärztlich weiter einbringen. Als „Opfer der Ärzteschwemme“ hatte sie sich damals bei der Bundeswehr beworben, um überhaupt ihre Facharztweiterbildung abschließen zu können. Letztendlich ist sie bei der Bundeswehr geblieben und war an vielen Standorten tätig. Unter anderem drei Jahre in Belgien und als erster deutscher weiblicher Offizier bei der NATO – und das auch während der Zeit um den 11. September. „Das war eine besondere Erfahrung“ erinnert sich Moritz. Bei der Art ihrer künftigen ärztlichen Arbeit sei sie derzeit nicht festgelegt. Die 64-jährige Allgemein- und Arbeitsmedizinerin ist für vieles offen: „Das kann in einer Praxis sein, aber auch beispielsweise in der Flüchtlingshilfe.“ Neu einarbeiten müsse man sich ja schließlich überall, fügt sie hinzu. Das Klima im Kurs findet sie gut: „Hier hat keiner Scheu sich einzubringen. Schließlich kommen wir alle von woher und wissen derzeit nur noch nicht so ganz genau, wohin wir wollen.“ Eines stehe für sie aber schon ganz genau fest: Der Umzug zurück nach Rheinland-Pfalz, denn derzeit lebt die gebürtige Rheinland-Pfälzern aus der Trierer Region mit ihrem Mann noch in Hamburg.

Die Kursveranstalter freuen sich jedenfalls über viele Rückkehrer, über die Energie und den Optimismus der Wiedereinsteiger sowie über deren Entschlossenheit, die Berufsrückkehr anzupacken.

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